(© Melanie Vogel) Wetterfühligkeit? Viele Menschen weltweit kennen das: Regen, grauer Himmel und kaltes Wetter scheinen die Stimmung deutlich zu drücken. Dies liegt daran, dass das Wetter auf verschiedene Arten unsere emotionale Verfassung beeinflussen kann. Dunkle, regnerische Tage werden oft als Sinnbild für Tristesse gesehen. Sie wirken bedrückend und symbolisieren in Geschichten häufig düstere oder schwierige Zeiten. Solche “schlechten” Wettertage wirken sich auf verschiedene Arten auf uns aus – manchmal ohne erkennbaren Grund.
Wie beeinflusst das Wetter unsere Stimmung?
Unterschiedliche Wetterbedingungen wirken sich auf Menschen in unterschiedlichem Maße aus. Laut einer Studie, die auf der Seventh International AAAI Conference vorgestellt wurde, beeinflussen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck und Niederschlag die tägliche Stimmung.
Manche Menschen sind wetterfühliger als andere. Die sogenannte Meteoropathie, eine Empfindlichkeit gegenüber Wetterveränderungen, wurde bereits im antiken Griechenland erkannt. Betroffene klagen oft über:
- starke Kopfschmerzen
- Schlaflosigkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Reizbarkeit
- verstärkte Schmerzen bei alten Verletzungen
Wie beeinflusst das Wetter die psychische Gesundheit?
Wetter hat nicht nur Einfluss auf unsere momentane Stimmung, sondern auch auf die langfristige psychische Gesundheit. Es kann Stress fördern und sogar aggressives Verhalten verstärken.
Saisonal abhängige Depression (SAD): Menschen, die an saisonaler Depression leiden, erfahren depressive Phasen, die mit den Jahreszeiten – besonders im Winter – zusammenhängen. Verkürzte Tageslichtzeiten und weniger Sonneneinstrahlung können dabei chemische Prozesse im Körper beeinflussen, die Stimmung, Schlaf und den zirkadianen Rhythmus steuern.
Stress: Extreme Wetterbedingungen können sowohl körperlichen als auch mentalen Stress auslösen. Wenn das Wetter bestimmte Aktivitäten verhindert oder plötzliche Veränderungen verursacht, kann dies zusätzlich belastend wirken. Laut einer britischen Literaturübersicht aus dem Jahr 2020 gibt es einen Zusammenhang zwischen extremen Wetterereignissen und einem Anstieg psychischer Probleme wie Depressionen.
Aggressivität: Heißes Wetter kann laut der „Hitze-Hypothese“ mit einem Anstieg aggressiven Verhaltens verbunden sein. Eine 2018 durchgeführte Studie fand heraus, dass Gewaltverbrechen häufiger wurden, wenn die Temperaturen stiegen.
Warum beeinflusst das Wetter unsere Stimmung?
Die genauen Gründe dafür, warum das Wetter unsere Stimmung beeinflusst, sind nicht abschließend geklärt. Biologische Prozesse, evolutionäre Faktoren und kulturelle Einflüsse spielen jedoch wahrscheinlich eine Rolle.
Wie bei der saisonalen Depression könnte die Sonneneinstrahlung biologische Prozesse beeinflussen, die unsere Stimmung und den Schlaf-Wach-Rhythmus steuern. Eine Studie aus dem Jahr 2024 untersuchte die „Grünflächen-Hypothese“, die besagt, dass Menschen sich zu grünen Landschaften hingezogen fühlen, weil sie Überlebensvorteile bieten.
Zusätzlich zu biologischen und evolutionären Faktoren spielt auch die Kultur eine Rolle. Wer in einer Kultur aufwächst, die schlechtes Wetter mit negativen Gefühlen assoziiert, ist eher geneigt, sich an regnerischen oder grauen Tagen niedergeschlagen zu fühlen.
Umgang mit wetterbedingten Stimmungsschwankungen
Auch wenn wir das Wetter nicht kontrollieren können, gibt es Strategien, um seine Auswirkungen auf unsere Stimmung zu verringern:
- Ein Symptomtagebuch führen, um herauszufinden, welche Wetterfaktoren die eigene Stimmung am meisten beeinflussen.
- Entspannungstechniken wie Achtsamkeit und Meditation in den Alltag integrieren.
- Einen gemütlichen Rückzugsort zu Hause schaffen, um das schlechte Wetter besser zu überstehen.
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