Gehirn: Wie Emotionen entstehen

(© Melanie Vogel) Lisa Feldman Barrett – eine angesehene Universitätsprofessorin für Psychologie an der Northeastern University – hat in der Emotionsforschung bahnbrechende neue Erkenntnisse erzielt. Unter anderem kann sie eines der häufigsten Missverständnisse wissenschaftlich entkräften, nämlich die Vorstellung, dass Emotionen wie Glück, Wut oder Angst im Menschen automatisiert eingebaut und entsprechend abgerufen werden können. Das stimmt so nicht.

Unser Gehirn verfügt über eine Reihe von neuronalen „Allzwecknetzwerken“. Barrett vergleicht diese Netzwerke mit „Grundzutaten“ – wie bei einem Rezept. Je nach Rezept, Koch und dessen Fähig- und Fertigkeiten werden diese neuronalen Grundzutaten situativ immer wieder neu zusammengesetzt.

Emotionen werden erzeugt und im Moment konstruiert

Barrett fand heraus, dass das menschliche Gehirn sich immer wieder und auch immer wieder neu an die sozialen und physischen Umstände anpasst, in denen es lebt. Das heißt, die von unserem Gehirn situativ erzeugten Netzwerke basieren auf den Zutaten dessen, was wir über Emotionen aus unserer Vergangenheit wissen – unter anderem von unseren eigenen Eltern, die Emotionen für uns benannt haben, vom Lesen von Büchern, vom Anschauen von Filmen und dem Erleben in der Kultur, in der wir sozialisiert wurden. Ohne das Wissen darüber, was beispielsweise in unserer eigenen Kultur und unserem eigenen Erleben Wut, Traurigkeit und Ehrfurcht sind, ist es für uns unmöglich, diese Emotionen zu fühlen oder wahrzunehmen.

Emotionen werden von Kultur zu Kultur unterschiedlich wahrgenommen. Jeder Mensch kann Gefühle wie Unbehagen und Trost, Vergnügen und Unmut verspüren, die Interpretation dieser Gefühle ist jedoch individuell und kulturell völlig unterschiedlich. Nicht alle Menschen auf der Welt empfinden beispielsweise Irritation und Aufregung als Vorstufe von Angst. Das scheint vielmehr eine besonders westliche Art zu sein, ein unangenehmes Gefühl in eine bestimmte Emotion umzuwandeln.

In unserer westlichen Kultur unterscheiden wir seit mehr als 2.000 Jahren zwischen Denken und Fühlen und erheben Rationalität zum allseits erwünschten Modus Operandi. In östlichen Kulturen beispielsweise gibt es jedoch keinen Unterschied zwischen Denken und Fühlen. Obwohl die neuronalen Grundzutaten auf der Welt bei jedem Menschen völlig identisch sind, erzeugen westliche und östliche Gehirne aus den gleichen Grundzutaten sehr unterschiedliche Geisteszustände.

Unser Gehirn ist kein demzufolge unbeschriebenes Blatt, sondern offen für Anpassung und Wachstum nach der Geburt, abhängig von den Umständen. Gehirne kommen nicht leer auf die Welt, sondern ab dem Zeitpunkt der Geburt warten sie gewissermaßen auf „Verkabelungsanweisungen“, um den Kontext der Welt verstehen zu können. Und die uns umgebende Welt stellt uns diese Verkabelungsmöglichkeiten zur Verfügung, die wir ungeprüft so übernehmen oder aus denen wir uns irgendwann – bei vollem Bewusstsein – befreien können, indem wir proaktiv die mentalen Grundzutaten anders zusammensetzen und so die Programme in unserem Gehirn umschreiben.

Die Plastizität unseres Gehirns, also die Fähigkeit des Gehirns, sich ständig neu zu vernetzen, ist hierbei von entscheidender Bedeutung. Bei Stress, Traumata oder psychischen Belastungsstörungen ist unser Gehirn gewissermaßen in einem alten Weltmodell gefangen, das sich zum Zeitpunkt des Entstehend neuronal eingebrannt hat und nun in jeder vergleichbaren Situation immer wieder die gleichen Neuronen abfeuert, die das innere Modell der Welt bestätigen. Das Gehirn simuliert und sagt gewissermaßen voraus, was in einem bestimmten Moment passieren wird. Diese neuronalen Mikrovorhersagen sorgen dafür, dass das Gehirn die aktuelle Umgebung nicht mehr richtig wahrnehmen kann. Es ist in einem alten Modell gefangen.

Als Konsequenz erleben Menschen bestimmte Erfahrungen immer wieder, auch wenn die aktuelle Situation, diese Erfahrung unnötig macht. Daher kommen wir auch aus bestimmten Denk- und Verhaltensmustern ohne Hilfe von außen nicht heraus, denn wer in einem solchen „mentalen Loop“ gefangen ist, muss eine energetische und tatsächliche „Neuprogrammierung“ des Gehirns vornehmen.

Energetisch gehört dazu, die eingeschlossenen Emotionen und Trauma-Energien aufzulösen, die in der ursprünglichen Situation entstanden sind. Erst wenn das energetische Resonanzfeld aufgelöst ist, kann das Gehirn wieder seiner gesunden neuroplastischen Funktion nachkommen und sich flexibel an tatsächliche, reale Situationen anpassen.


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