(© Melanie Vogel) In einer bahnbrechenden Studie haben finnische Forscher der Aalto University eine faszinierende “Karte der Körperempfindungen” erstellt, die zeigt, wie verschiedene Emotionen in unterschiedlichen Körperregionen wahrgenommen werden. Diese Forschung, durchgeführt an einer finnischen Universität, liefert neue Erkenntnisse über die komplexe Verbindung zwischen Körper und Geist. Die Studie basierte auf einer umfangreichen Befragung von über 1000 Teilnehmern. Die Probanden wurden gebeten, Angaben darüber zu machen, wie häufig sie bestimmte Emotionen empfanden und wo im Körper sie diese spürten. Dieser innovative Ansatz ermöglichte es den Forschern, ein detailliertes Bild davon zu zeichnen, wie Emotionen körperlich erlebt werden.
Haupterkenntnisse
Die Forscher konnten die Emotionen in fünf Hauptkategorien einteilen: positive Gefühle, negative Gefühle, kognitive Prozesse, somatische Krankheiten und Körperfunktionen. Diese Kategorisierung deutet darauf hin, dass unsere subjektiven Gefühle nicht willkürlich oder chaotisch sind, sondern in bestimmte, unterscheidbare Gruppen fallen.
Positive Emotionen:
Dies sind angenehme Gefühlszustände wie Glück, Freude oder Liebe. Positive Emotionen wie Glück scheinen den ganzen Körper zu durchströmen, während Liebe Kopf, Rumpf und Arme aktiviert.
Negative Emotionen:
Hierzu gehören unangenehme Gefühlszustände wie Wut, Angst oder Depression. Wut wird hauptsächlich im Oberkörper und in den Händen gespürt, Angst erzeugt ein Engegefühl in der Brust, und Depression lässt den gesamten Körper kalt und schlaff erscheinen.
Kognitive Prozesse:
Dies sind gedankliche Vorgänge zur Informationsverarbeitung im Gehirn. Sie umfassen Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Denken, Gedächtnis und Sprache. Kognitive Prozesse dienen dazu, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu speichern.
Somatische Zustände:
Hierbei handelt es sich um körperliche Empfindungen und Zustände. Scham konzentriert sich beispielsweise im Gesichtsbereich konzentriert und wird als “Röte im Gesicht” wahrgenommen. Auch andere körperliche Empfindungen wie Schmerz oder Müdigkeit fallen in diese Kategorie.
Homöostatische Zustände:
Homöostatische Zustände beziehen sich auf die Aufrechterhaltung des inneren Gleichgewichts des Körpers. Dies umfasst Prozesse wie Temperaturregulation, Hunger, Durst oder Schlaf-Wach-Rhythmus. Diese Zustände sind eng mit den grundlegenden physiologischen Bedürfnissen des Körpers verbunden.
Spezifische Emotionen und ihre Körpermuster
Die Studie betont, dass all diese Zustände emotional aufgeladen sind und dass es Zusammenhänge zwischen körperlichen und mentalen Erfahrungen gibt. Das bedeutet, dass selbst scheinbar neutrale Zustände oder kognitive Prozesse eine emotionale Komponente haben. Gefühle sind also nicht nur abstrakte mentale Zustände, sondern werden im Körper erlebt und wahrgenommen. Interessanterweise erzeugt jedes Gefühl ein charakteristisches Aktivitätsmuster im Körper:
- Glück scheint den ganzen Körper zu durchströmen.
- Wut wird hauptsächlich im Oberkörper und in den Händen gespürt.
- Depression lässt den gesamten Körper kalt und schlaff erscheinen.
- Scham konzentriert sich im Gesichtsbereich, was das bekannte Phänomen des “Rot-Werdens” erklärt.
- Angst erzeugt ein Engegefühl in der Brust.
- Liebe aktiviert Kopf, Rumpf und Arme.
Psychische Prozesse können nicht von körperlichen Prozessen getrennt betrachtet werden. Unser Körper beeinflusst ununterbrochen unsere Psyche und umgekehrt. Intelligente Prozesse sind folglich nicht ohne direkte Beteiligung des Körpers möglich.
Studien haben nachgewiesen, dass z.B. bestimmte Körperhaltungen messbare Effekte auf Hormone und Verhaltensweisen haben können. Zudem entstehen Emotionen nicht nur bei der Interpretation von Ereignissen, sondern auch bei der Interpretation von Körperempfindungen. Ähnliche körperliche Zustände rufen ähnliche Emotionen hervor. Emotionen sind folglich nicht nur mentale Zustände, sondern tief in unserer Körpererfahrung verwurzelt.
Bedeutung der Ergebnisse
Die Studie liefert wichtige Beweise für die enge Verbindung zwischen Körper und Geist. „Wir haben solide Beweise dafür erhalten, wie der Körper an allen Arten von kognitiven und emotionalen Funktionen beteiligt ist. Mit anderen Worten, der menschliche Geist ist eng mit dem Körper verbunden“, erklärten die Forscher. Diese Erkenntnisse könnten weitreichende Auswirkungen haben, insbesondere im Bereich der psychischen Gesundheit. Sie könnten bei der Diagnostik seelischer Leiden hilfreich sein, besonders bei Patienten wie Kindern, die ihre Symptome noch nicht differenziert beschreiben können. Darüber hinaus könnte das vertiefte Verständnis der Körper-Emotions-Verbindung zur Entwicklung neuer Behandlungsansätze für Depressionen oder Angststörungen beitragen.