(© Melanie Vogel) Die psychische Verfassung eines Menschen hat einen erheblichen Einfluss auf sein Immunsystem. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Körper (Soma) und Seele (Psyche) sollten auch im medizinischen Kontext als Einheit gesehen werden, was die Psychosomatik bereits seit Jahrzehnten tut. Bisher lag der Fokus allerdings auf der Ebene der Pathogenese, also der Frage danach, was genau Krankheiten verursacht. Eine aktuelle Studie liefert einen neuen, faszinierenden Einblick in den Zusammenhang zwischen Stress und Morbus Basedow, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Der hier gewählte Ansatz gleicht dem der Salutogenese, also der Frage, was Menschen nach traumatischen Lebensereignissen wieder gesunden lässt. Niederländische Forscher um Jeresa Willems beobachteten 11 Patienten, bei denen die Morbus Basedow nach schweren emotionalen Belastungen auftrat.
Wichtigste Erkenntnisse:
- Bei 9 von 11 Patienten kam es allein durch Stressabbau zu einer Remission der Krankheit – ohne Medikamente. Offenbar hat allein die Reduktion von Stress die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert.
- Die klinische Besserung trat 1-3 Monate nach Stressabbau ein, die biochemische Normalisierung nach 2-7 Monaten.
- 5 Patienten zeigten eine langanhaltende Remission (im Schnitt 2,3 Jahre).
- Bei 4 Patienten kam es nach 1-4 Jahren zu einem Rückfall.
- Nur 2 Patienten benötigten letztendlich eine medikamentöse Behandlung.
Fazit
Die Studie deutet darauf hin, dass bei stress-induziertem Morbus Basedow eine Verringerung des Stresses allein zur Remission führen kann. Dies könnte Auswirkungen auf die Behandlung haben:
- Ärzte könnten in Erwägung ziehen, die Medikation nach Stressabbau zu reduzieren oder ganz abzusetzen.
- Die Behandlungsdauer könnte bei manchen Patienten verkürzt werden.
Diese Erkenntnisse unterstreichen die komplexe Beziehung zwischen Stress und Autoimmunerkrankungen. Sie zeigen, wie wichtig Stressmanagement bei der Behandlung stressinduzierter Krankheiten sein kann.