(© Melanie Vogel) Menschen neigen dazu, das Negative zu betonen, aber wir können diese Tendenz überwinden, sagt John Cacioppo, Professor für Psychiatrie und Verhaltensneurowissenschaften an der Universität von Chicago. In seinen Studien zeigt er, dass das menschliche Gehirn stärker auf negative Reize reagiert. Es gibt einen größeren Anstieg der elektrischen Aktivität. Dennoch ist es möglich, diese Tendenz zu überwinden, indem wir mit unseren Gedanken arbeiten und uns auf das Positive ausrichten. Er empfiehlt: Wann immer wir in negative Gedanken abrutschen, innezuhalten und den Moment mit einem offenen Geist zu betrachten. Anstatt unser Pech zu bejammern hilft ein innerliches: „Das ist interessant“ oder: „Ich bin gespannt, was daraus entsteht.“
Meditation
Forschungen zeigen, dass Meditation das Glücksgefühl eines Menschen erhöhen kann. Eine NIH-Studie mit 30 Medizinstudenten beispielsweise untersuchte deren Cortisolspiegel vor und nach der Meditation. Cortisol ist das Stresshormon des Körpers; ein Überschuss davon kann zu Schlafstörungen, Angstzuständen und Stimmungsschwankungen führen. Die Studie ergab, dass nach nur vier Tagen achtsamer Meditation die Cortisolspiegel der Studenten signifikant sanken und ihr Glücksgefühl stärker wurde.
Der Schlüssel liegt in der Regelmäßigkeit. In seinem Buch “No Mud, No Lotus: The Art of Transforming Suffering” teilt der buddhistische Mönch Thich Nhat Hanh eine Einsicht, die ihm bei seiner Meditationspraxis geholfen hat: „Als ich ein junger Mönch war, fragte ich mich, warum Buddha weiterhin Achtsamkeit und Meditation übte, obwohl er bereits ein Buddha war. Jetzt finde ich die Antwort offensichtlich: Glück ist vergänglich, wie alles andere auch. Damit das Glück erhalten bleibt und erneuert wird, musst du lernen, dein Glück zu nähren.“ Selbst wenn wir also mit unserem aktuellen Glückslevel zufrieden sind, muss dieses Level weiterhin durch regelmäßige Meditation genährt werden.
Reichtum begrenzen
Jeder braucht genug Geld, um die Grundbedürfnisse des Lebens zu decken und sich finanziell sicher zu fühlen. Doch die sinnlose und unbewusste Jagd nach Reichtum kann auch emotionales und geistiges Leiden hervorrufen. Deshalb lehrt Swami Sivananda: „Es gibt Schwierigkeiten beim Ansammeln von Reichtum. Es gibt noch mehr Schwierigkeiten, ihn zu bewahren. Es tut weh, wenn er weniger wird. Und es tut noch mehr weh, wenn man ihn verliert.“
„Ich hielt einmal einen Vortrag in Hongkong“, erinnerte sich der tibetische Lehrer Gehlek Rimpoche. „Danach fragte mich jemand: ‘Muss ich meinen Rolls Royce aufgeben?’ Ich sagte ihm, solange er den Rolls Royce fährt, ist alles in Ordnung. Aber wenn der Rolls Royce anfängt, ihn zu fahren, hat er ein Problem.“

Bessere Fragen stellen
Es ist wahrscheinlich, dass wir uns alle schon einmal gefragt haben: „Warum ich?“, wenn ein Problem aufgetreten ist. Diese Frage treibt den Schmerz nur tiefer ins Leiden. Versuchen wir stattdessen, bessere Fragen zu stellen, die den Geist erheben, anstatt ihn herunterzuziehen. Der Comic-Künstler John Porcellino, der Zen-Meditation praktiziert, erzählte in einem Interview von einer Zeit, als er schwer krank war:
„Als ich sehr krank wurde, war mein erster Gedanke natürlich: ‘Warum ich?’ Aber genauso natürlich war der nächste Gedanke: ‘Warum nicht ich?’ Schreckliche Dinge passieren Menschen jeden Tag. Warum sollte ich eine Ausnahme sein? Ich sah meine Krankheiten im Kontext meiner Praxis. Sie waren eine Gelegenheit, Selbstlosigkeit, Geduld und Furchtlosigkeit zu erforschen.“
Wir wählen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten
Es stimmt, dass es schwierig sein kann, optimistisch und hoffnungsvoll zu bleiben, wenn die täglichen Nachrichten eine negative Geschichte nach der anderen liefern. Dennoch kann und muss dies getan werden, damit das Glück weiterhin präsent bleibt. In einem Interview mit dem Time-Magazin wurde der Dalai Lama gefragt, wie er es schaffe, trotz des vielen Hasses in der Welt optimistisch und gläubig zu bleiben. Seine Antwort bietet einen Weg durch die Negativität hin zu einem optimistischen Geist: „Es gibt immer irgendwelche Probleme, Tötungen, Morde oder Terrorakte und Skandale, überall, jeden Tag“, antwortete er. „Aber wenn wir denken, die ganze Welt sei so, liegen wir falsch. Von sechs Milliarden Menschen sind die Unruhestifter nur eine Handvoll.“